Zu allererst vorweg, natürlich bin ich weder Virologe, noch Hellseher. Stand jetzt weiß auch ich nicht, was uns die Zukunft bringt. Mit diesem Beitrag möchte ich nur allen Paaren, die in dieser Saison heiraten woll(t)en mit meinen Erfahrungswerten & meiner Sicht der Dinge Mut machen & ggfs. neue Perspektiven bieten.

Ich persönlich glaube, dass diese Krise hier Fotografen wie mir in die Karten spielt, bzw früher oder später auch etwas Gutes mit sich bringt. Ich habe vor einigen Monaten etwas in einer Zeitschrift gelesen, das ich gerne zitieren möchte: “Je weniger die Beziehung bedeutet, desto mehr gibt man für die Hochzeit aus.” Das ist irre zynisch & natürlich kann man das so nicht pauschalisieren, aber drehen wir diesen Satz mal um & analysieren ihn. Für mich bedeutet das, wenn du den/die Richtige/n gefunden hast, dann geht es nicht darum, das teuerste Kleid & die hippeste Location zu finden, dann geht es einzig & allein darum, die Liebe zu feiern & zu besiegeln.

Versteht mich nicht falsch, ich liebe Hochzeiten, aber nachdem die letzten Jahre ein wahrer Hochzeitshype entstanden ist & quasi jede Feier noch glamouröser & prachtvoller als die letzte sein musste, finde ich, es war längst Zeit für eine Veränderung.

Klar, ihr habt diesen besonderen Tag wahrscheinlich lang geplant, aber sind wir doch mal ehrlich; so eine Planung ist nicht immer nur romantisch & schön, sie ist in erster Linie anstrengend & Kräfte zehrend, umso schlimmer, wenn man dann am Ende nicht die Früchte tragen kann. Aber vielleicht ist es auch eine Chance sich von alten Konventionen zu befreien & die eigene Hochzeit aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Manchmal habe ich eine Idee im Kopf, meist fotografiere ich aber aus einem Moment heraus. Ich bin ganz nah dabei & doch meist unbemerkt. Ich achte auf Details & rücke euch ins rechte Licht, erhasche aber auch heimlich den Kuss, den die Mutter der Braut auf die Stirn gibt, weil sie so stolz & gerührt ist. Ich bin dabei, wenn alle lachend um die Blumenmädchen stehen, die nach langer Wartezeit vergessen haben, was ihre Aufgabe ist & stattdessen auf dem roten Teppich sitzen & mit den Blütenblättern spielen. Wenn der Tag vorbei ist & ihr euch die Bilder anschaut, dann wird es nicht wichtig sein, welche Gastgeschenke ihr zu bieten hattet, oder ob jeder mal ein Lama streicheln durfte, sondern dass eure Fotos genau das widerspiegeln, weshalb ihr dieses Fest überhaupt veranstalten wolltet. Die verliebten Blicke mit eurem Schatz, während des ersten Tanzes. Die rührende Rede der Eltern & das Lachen & Strahlen, eurer besten Freunde, während sie euch beim Auszug nach der Trauung mit Konfetti bewerfen…

Wichtiger denn je ist es jetzt, dass ihr in euch geht & auf euer Herz hört. Und wenn ihr euch euren Hochzeitstag vorstellt, also ich meine so richtig, was ist es, auf das ihr nicht verzichten wollt, nicht verzichten könnt? Überdenkt eure Gästeliste, stellt euch unabhängig von der jetzigen Situation vor, ihr dürftet jeder nur eine Hand voll Leute einladen? Schon stehen die wichtigsten Namen fest, oder? Wen ihr in Zeiten der Isolation nicht vermisst, den müsst ihr auch nicht einladen… Das ist eure Chance auf eine intime Hochzeit. Und glaubt mir, ich habe schon viele Hochzeiten begleiten dürfen. Ich sage nicht, dass Feiern mit kleinen Gesellschaften zwangsläufig schöner sind als die mit über hundert Personen, aber definitiv ist es nicht schön jemanden dabei zu haben, der einem nicht nahe steht! Just saying…

Das ist eure Chance auf eure Traumhochzeit. Ob nur zu zweit in Las Vegas, oder eine Destination Wedding an einem epischen Ort, oder mit den besten Freunden im eigenen Garten, Grill anschmeißen, fertig… Eurer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wenn ich jetzt nochmal heiraten würde, dann würde ich mir eine rooftopparty wünschen, schlichtes Mobiliar, ringsherum nur Lichterketten & Lampions, ich hätte einen Blumenkranz auf dem Haar, es gäbe eine freie Trauung im Kreise unserer absoluten Lieblingsmenschen & im Anschluss Streetfood, Bier & Gin Tonic, während eine kleine Band spielt… Mein Liebster würde keinen klassischen Anzug tragen, sondern seine geliebte Leinenhose, es gäbe keinen Dresscode & manche von uns wären barfuß… Zum Nachtisch gäbe es Mitgebrachtes unserer Freunde, wie Rüblikuchen & Frozen Yogurt & auf den Fotos würde man nachher niemals jemanden gelangweilt auf sein Handy starren sehen!

Ich weiß genau, dass die Planung vieler Hochzeiten selten mit den wirklichen Wünschen übereinstimmt, aber ich denke der größte Irrtum dem sich heutzutage viele hingeben, ist, dass ein ganz bestimmter Faktor erfüllt werden muss, damit es ein gelungenes Fest mit großartiger Stimmung wird & das ist das schöne Sommerwetter. Wenn ich mit Paaren über ihre Vorstellungen & tiefsten Sehnsüchte spreche, dann steht die Sonne tatsächlich nie ganz oben auf der Liste & doch wird sie meist vorausgesetzt. In den letzten Jahren durfte ich immer mehr freien Trauungen beiwohnen & grundsätzlich freue ich mich über diesen Trend, aber man muss kein Meteorologe sein um zu wissen, dass der Sommer in Deutschland unberechenbar ist. Wer eine Hochzeit plant, die von einer Schönwettergarantie lebt, wird meist enttäuscht. Denn nicht nur die Alternative bei Wind & Regen lässt oft zu wünschen übrig, auch bei 40 Grad im Schatten gibt es wirklich angenehmeres, als in schickem Zwirn fürs Gruppenbild zu posieren.

Und darum möchte ich hiermit Werbung für Herbst/Winterhochzeiten machen!

Warum planen so viele echt Paare ein Jahr im Voraus oder länger? Weil viele traumhafte Locations & beliebte Dienstleister im Sommer ausgebucht sind. Nicht so im Winter. Ihr müsst euch auch nicht nach den Ferien richten & überhaupt; wer sagt, dass man nur Samstags heiraten kann? Wer sein Fest an einem Wochentag ausrichtet hat viel mehr Möglichkeiten & spart auch noch jede Menge Geld. Und wer sich für euch nicht mal einen Tag Urlaub nehmen will, der darf doch auch gern fernbleiben, oder nicht?

Kein Make Up, das in der Sonne schmilzt, dafür endlich mal Raum für neue Wege; wie wäre es mit Glühwein, statt Sekt zum Empfang? Und gibt es etwas romantischeres als ein Meer aus Kerzen & einem gemütlichen Kaminfeuer? Außerdem kommt ihr während eurer Fotosession in den Genuss der goldenen Stunde, da die Sonne nicht erst am späten Abend untergeht & wenn ihr euch gegenseitig wärmt & aneinander kuschelt, entstehen besonders authentische & intime Fotos.

Auch das Feiern ist viel ausgelassener, weil sich alle auf der Tanzfläche tummeln & nicht wie im Hochsommer draußen verteilen, weil es viel zu heiß ist, um sich zu bewegen.

Wenn ihr mit warmer Sonne plant, könnt ihr ganz schön enttäuscht werden, etwa weil der Großteil schon früh total betrunken ist, nur außerhalb der Location rumhängt, oder euch der Regen einen Strich durch die Rechnung macht. Wenn ihr euch aber direkt eine Location sucht, die auch schön ist, wenn das Wetter nicht mitspielt, dann seid ihr total befreit & könnt sogar nur noch positiv überrascht sein. Und selbst wenn man kein passendes Winterkleid findet, so kann man doch jedes Festkleid dank kuscheliger Strickwaren & stylischer Boots wunderbar winterfest stylen. Und sind wir mal ehrlich, oft jagt im Sommer ein Wochenendevent auf das nächste & ab Herbst ist plötzlich Flaute… Wie schön ist es da, das Ganze zu entzerren & euren Gästen einen Grund zum Feiern zu geben, wenn sie am wenigsten damit rechnen…

In diesem Sinne; ich hoffe ich konnte allen Paaren, die schon Angst hatten, 2020 nicht mehr heiraten zu können, wieder Hoffnung geben & die Freude auf ein ganz besonderes Fest reanimieren.