Mit Christina & Marcel war es ein bisschen Liebe auf den ersten Blick. Das hat man in einer Dienstleistungsbranche nicht alle Tage, auch wenn oft die Chemie stimmt, diesmal passte es auf ganzer Linie & fühlte sich total vertraut an. Als ich erfuhr, dass die Hochzeit im Neandertaler No. 1 stattfinden soll, wusste ich, es würde ein Selbstläufer werden, dabei wurde es doch noch etwas chaotisch, aber genau das ist der perfekte Cliffhanger für diesen Blogbeitrag.

Aus meiner Erfahrung kann ich euch sagen, dass an Hochzeiten, egal wie lang & gut sie vom Brautpaar geplant wurden, meist irgendetwas schief geht. Aber egal, ob eure Trauzeugin kurzfristig krank wird, oder die Torte hinfällt, hier geben wir euch ein paar Tipps, für einen gelungenen Tag.

Das A & O ist euch mit Profis zu umgeben & meiner Meinung noch wichtiger; dass ihr euch mit diesen Menschen wohlfühlt. Damit ihr als Paar einen wunderschönen Tag habt, muss es im Hintergrund Menschen geben, die dafür sorgen, dass alles glatt läuft & die im Falle der Fälle auch im Stress professionell bleiben & improvisieren können. Ich kann das gar nicht oft genug sagen, aber ihr solltet euch diesen Tag wirklich vorab einmal bildlich vorstellen & euch gut überlegen, was euch wirklich wichtig ist & was ihr vll nachher bereuen würdet. Ich habe schon Hochzeiten in den schönsten Locations fotografiert, wo nachher von hundert Gästen kaum jmd getanzt hat, weil der DJ nicht den Geschmack aller traf, oder weil es keine Klimaanlage gab & sich alle nach draußen geflüchtet haben, oder weil parallel ein WM-Spiel lief & alle mit ihren Handies auf der Suche nach Empfang waren.

Aber fangen wir mal von vorn an. Ein Getting Ready wie das von Christina ist wieder der Beweis, dass diese Aufnahmen unbedingt zur Reportage dazu gehören sollten & weswegen ich es meinen Brautpaaren immer wieder empfehle; quasi die Ruhe vor dem Sturm. Ihr verwandelt euch nicht nur in eine Braut, es ist auch ein intimer Moment mit euren Liebsten, bevor der Trubel beginnt. Nochmal gemütlich einen Prosecco trinken & ein Brötchen essen, quatschen & zusehen, wie die eigene Schwester, die Kids & man selbst wunderschön frisiert & gestylt wird. Christina konnte es nicht erwarten & spähte immer wieder heimlich aus dem Fenster, musste sich dann aber kurz verstecken, damit Marcel auch noch kurz gepudert & frisiert werden konnte. Und kurz darauf kam ihr Schwiegervater, um sie zum Altar zu führen & ich bin nach wie vor überglücklich, dass ich diesen Moment miterleben durfte & sogar mir kamen vor Rührung die Tränen… Da ich dann für den first Look schnell voran geeilt bin, habe ich gar nicht mitbekommen, dass der noch fehlende Standesbeamte & Fehler in der Deko bei der wunderschönen Braut für plötzliche Panik sorgten, aber sie erzählte mir nachher, dass diese sofort verflog, als sie ihren Liebsten in seinem chicen Anzug am Altar sah & Roman dazu auf dem Klavier spielte. Abgesehen davon, dass die beiden, wie die meisten Paare, mit dem Rücken zu den Gästen saßen, bekamen sie vor lauter Glückseligkeit sonst nichts mit. Wir, als Fotografen, sehen aber allerspätestens, wenn wir die Fotos anschließend auf unserem großen Computerbildschirm selektieren, was im Publikum los ist & glaubt mir, wenn ich sage, dass eine Hochzeitsgesellschaft mit Handies in den Händen keine schöne Fotokulisse ist. Hier war das zum Glück nicht der Fall, aber wo wir schon bei Tipps & Tricks sind, lasst euch gesagt sein, dass ihr unbedingt vorab klar kommunizieren solltet, dass es einen Fotografin gibt & die Gäste einfach die Feier genießen sollen. Genau so zeigt sich schon hier, wie wichtig es ist, nur Herzensmenschen einzuladen, denn auch wenn der Hintergrund unscharf ist; selbst das schönste Foto von eurem Ja-Wort wird durch ein gelangweiltes Gähnen im Hintergrund zerstört. Bei der Trauung selbst habe ich auch schon alles erlebt, meist kann man sich die Standesbeamtin/den Standesbeamten nicht aussuchen, aber bei einer freien Trauung könnt ihr selbst entscheiden & da solltet ihr wirklich auf euer Bauchgefühl hören, bevor ihr nachher eine Stunde lang total genervt guckt & euch dann über die Fotos ärgert.

Nach der Trauung wollen eure Gäste euch gratulieren & meiner Meinung nach, ist das die meist unterschätzte Situation. Bei 80-100 Gästen könnt ihr dafür nochmal eine Stunde einplanen & wenn ihr schöne Fotos haben möchtet, muss man sich vorab natürlich mal Gedanken über die Lichtsituation vor Ort machen. Meist stehen die Gäste vor dem Gebäude Spalier, ohne Anleitung entsteht aber auch oft eine wirre Menschensuppe & wenn ihr euch als Paar dann trennen lasst, sehen wir als Fotografen nachher nur noch Hinterköpfe. Im Sommer kommt dann noch die Herausforderung von praller Mittagssonne hinzu, die für Überbelichtung & Schlagschatten unter den Augen sorgen kann & die gern von kurz vorbeiziehenden Wolken unterbrochen wird, weshalb wir unsere Kameraeinstellungen permanent anpassen müssen. Wir besprechen mit euch vorab im Kennenlerngespräch, was ihr tun müsst, damit diese Beglückwünschung auch auf den Fotos eine wunderschöne Erinnerung bleibt. Und hier kann ich nur immer wieder sagen; vertraut uns & lasst euch nicht von anderen reinreden. Wir wissen, wo das Licht & der Hintergrund für die Fotos ideal sind. Und bitte denkt nicht, der Sektempfang könnte bis zur Location warten, bzw serviert nur Alkohol. Wenn eure Gäste & ihr bei 38 Grad eine Stunde in der prallen Sonne stehen & dann nichts oder nur Prosecco trinken, dann ist der Kreislaufkollaps vorprogrammiert & sowas erleben wir viel zu oft…

Christina & Marcel haben in weiser Voraussicht einen Extraraum für die Kids gestalten lassen, damit auch die Kleinsten sich nicht langweilen, sondern ungestört spielen, malen & toben konnten & für den Rest der Gesellschaft sorgte ein talentierter Magier für eine abwechslungsreiche Unterhaltung. Selbst wenn ihr keine eigenen Kinder habt, solltet ihr die Kleinsten nicht vergessen. Manche engagieren sogar eine Art Babysitter, so können alle Gäste den Tag genießen & die Kleinen werden bespaßt. Nichts ist unentspannter als eine Feier, auf der ständig Kinder heulen & rumschreien! Und denkt nicht, die Erwachsenen können sich jawohl mal ein bis zwei Stunden selbst beschäftigen. Nicht alle Gäste sind untereinander befreundet. Zwar kann man nicht jedem Gast gerecht werden, aber wenn ihr euch die Zeit nehmen wollt, in Ruhe & ungestört ein Paarshooting zu machen, dann solltet ihr zumindest klären, dass eure Gäste in der Zeit mit Softgetränken & Häppchen versorgt sind & best case noch irgendeine Beschäftigung haben.

Ich habe mich natürlich irre gefreut, mal wieder zu hören, dass sich das Paar & die Gäste bei mir sehr wohlgefühlt haben & dass sie so selbst vorbeiziehende Spaziergänger ausblenden konnten. Ich persönlich empfand die Situation mit den Gruppenbildern später als unnötig stressig, was ich im Übrigen bei meiner letzten Hochzeit auch wieder hatte, aber aus anderen Gründen. So oder so wurde vorab etwas besprochen, was dann vor Ort nicht so umgesetzt werden konnte & auch wenn letztlich das Ergebnis zählt & vor allem, die Zufriedenheit meiner Kund*innen, so möchte ich hiermit nochmal an alle meine werdenden Bräute & Bräutigame appellieren: glaubt uns, wenn wir euch im Kennenlerngespräch sagen, wenn wir der Meinung sind, dass die Anzahl der Stunden, für die ihr uns bucht, nicht reichen wird & wenn eure Planung zu sportlich ist. Ob mit Hochzeitsplaner oder Planerin, oder ohne, selbst bei der durchorganisiertesten Festlichkeit wird der Plan nicht auf die Minute aufgehen & oh Gott zum Glück ist das so! Wie langweilig & vorhersehbar sind denn bitte Hochzeiten, auf denen niemand eine Überraschung geplant hat. Ihr habt vll keinen Bock auf das ein oder andere peinliche Spiel, aber ihr könnt euren Gästen nicht untersagen, irgendetwas für euch zu planen. Allerdings ist es oft von Vorteil, wenn diese uns in die Planung miteinbeziehen. Ihr als Paar wollt vielleicht vor dem Essen noch Fotos machen & dann kommt plötzlich ein Flashmob, oder eine Videopräsentation, bei der kein Ton läuft, dazwischen & schon zieht sich alles nach hinten. Und schwupp wird das Buffet eröffnet & worst case - je nach Jahreszeit - ist es auf einmal dunkel. Und dann wollen Onkel Günther & Oma Lisbeth doch noch schnell ein Foto mit dem Brautpaar & ach wenn wir einmal dabei sind noch schnell eins mit allen, weil so jung kommen wa ja nicht mehr zusammen und ach Manfred hol doch auch nochmal schnell die Kinder… Ich sage euch ganz ehrlich, wenn Paare uns vorab sagen, dass sie keine Gruppenbilder wollen, sondern nur ungestellte natürliche Fotos vom Geschehen, dann freue ich mich irre, aber zu 90% behalte ich recht, wenn ich dann sage, dass ja aber die Gäste oft Fotos möchten & an so einem Tag keiner widerspricht. Es ist ja auch eine schöne Erinnerung & wenn die Location & das Wetter stimmen & wir genug Zeit haben, dann ist das ein Selbstläufer. Aber wenn ich im Herbst 5 Minuten vor Feierabend, während der blauen Stunde “nur nochmal schnell” jetzt & hier ein Foto von der Braut & ihrer Tante machen soll & daraus plötzlich ein halbstündiges Shooting mit zwanzig Personen wird, dann darf sich danach natürlich niemand wundern, wenn diese Fotos eben nicht so warm, vorteilhaft & scharf sind, wie man es von unseren Beispielfotos kennt. (Tatsächlich sind das wahrscheinlich immer nur wir, die sich ärgern, aber just saying…)

Abschließend kann ich euch aber sagen & da sind diese zwei Hübschen hier einfach das perfekte Beispiel; egal was schiefgeht, wenn ihr euch aufeinander konzentriert & nicht vergesst, dass es an diesem Tag einzig & allein darum geht, eure Liebe zu zelebrieren, und wenn ihr euch dann noch mit Menschen umgebt, die euch nur das Beste wünschen, dann bleibt ihr entspannt & werdet einen unvergesslich schönen Tag erleben!